Die Seebrücke Sellin – das Lieblingsmotiv des Fotografen Hans Knospe

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Die Selliner Seebrücke ist eines der beliebtesten Fotomotive Rügens

Seebrücke Sellin: © istock.com/Wafue
Seebrücke Sellin: © istock.com/Wafue

Die berühmte Anlegestelle auf Rügen ist mit ihren 384 Metern nicht nur die längste Seebrücke der Insel, sondern auch ein beliebtes Motiv für Postkarten. Das entdeckte bereits der Fotograf Hans Knospe, der viele Jahrzehnte in Sellin gearbeitet und gelebt hatte. Seine historischen Aufnahmen waren für die Architekten eine wichtige Vorlage zum Wiederaufbau dieser Sehenswürdigkeit im Jahr 1997.

Hans Knospes Anfänge in Sellin

Der deutsche Fotograf wurde 1899 in Soldin geboren. Sein Vater eröffnete 1904 ein Fotoatelier, in dem Hans später seine Ausbildung absolvierte. 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, zog die Familie in die Wilhelmstraße nach Sellin, wo das Photohaus Knospe bis heute seinen Platz hat. Im selben Jahr erhielt Hans seine erste Spiegelreflexkamera. Er fotografierte am liebsten die Seebrücke, die unweit seines Hauses gelegen war, sowie das Leben am Strand und die badenden Urlauber. Die Motive ließ Hans Knospe im Selbstverlag auf Postkarten drucken. Damit trug er maßgeblich zur Förderung des Tourismus in seiner Heimatstadt sowie auf der ganzen Insel Rügen bei. Tatsächlich gehört die Insel mit ihren vielen Ferienunterkünften zu den beliebtesten Reisezielen in ganz Deutschland.

Die Seebrücke bei Nacht
Die Seebrücke bei Nacht

Die ersten Pläne für eine Seebrücke in Sellin

Bereits im Jahr 1901 gab es erste Entwürfe für einen 60 Meter langen Anleger. Doch er konnte dem Besucherandrang nicht gerecht werden und wurde deshalb verworfen. Fünf Jahre später entstand eine 508 Meter lange Seebrücke mit einem Restaurant. Sie wurde 1918 stark vom Packeis beschädigt und ihr Brückenkopf 1920 durch einen Brand zerstört. 1924 erlitt sie erneut einen Eisschaden, den Hans Knospe sogar filmisch dokumentierte und öffentlich vorführte.

Neue Wege für die Seebrücke und den Fotografen

Da die alte Seebrücke zerstört war, errichtete die Stadt 1925 eine neue Brücke, diesmal mit einer Länge von etwa 500 Metern. Sie verfügte über eine Plattform und eine Konzerthalle. Doch auch sie fiel im strengen Winter 1941/42 dem Packeis zum Opfer – nur das Brückenhaus blieb erhalten. Während der DDR entwickelte sich dieses Gebäude zu einem sehr beliebten Tanzlokal, an dessen Veranstaltungen sich so manch Einheimischer heute noch gern erinnert.

Hans Knospe lebte in den 1920er- und 1930er-Jahren den Winter über im Erzgebirge, wo er sich durch ein eigens gegründetes Fotohaus ebenfalls für den regionalen Tourismus engagierte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb die Familie in Oberwiesenthal und kehrte erst 1953 endgültig nach Sellin zurück. Der Fotograf eröffnete erneut sein Atelier und leitete es bis 1973.

Vom Abriss zum Wiederaufbau

1978 musste das Brückenhaus in Sellin schließlich abgerissen werden. Hans Knospe kämpfte viele Jahre für den Wiederaufbau der Anlage. Dies gelang ihm dank einer freundlichen Verbindung zu Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der die Stadt 1991 besuchte. Knospes historische Aufnahmen dienten als Vorlage für den Wiederaufbau. Im Alter von 99 Jahren konnte er der feierlichen Wiederöffnung 1998 beiwohnen. Er verstarb wenige Monate später. Heute ist die Seebrücke wieder ein beliebtes Ausflugsziel und Veranstaltungsort für das große Seebrückenfest, das jährlich Ende Juli stattfindet.

Bild 1: © istock.com/Wafue
Bild 2: © istock.com/IMAGINARIUS

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